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Kategorie: Anwalt Strafrecht , 08.02.2023 (Lesedauer ca. 6 Minuten, 28702 mal gelesen)

Betrug - Welche Strafe droht mir?

Jurist liest in Unterlagen Richterhammer daneben Jurist liest in Unterlagen Richterhammer daneben © freepik - mko

Ihnen wird vorgeworfen einen Betrug begangen zu haben? Gut zu wissen, wie Sie sich jetzt verhalten sollen. Wann liegt überhaupt ein strafbarer Betrug vor? Ist ein versuchter Betrug auch strafbar? Welche Strafen drohen bei einem Betrug? Schützt eine Selbstanzeige bei Betrug vor einer Strafverfolgung? Und wann ist ein Betrug verjährt?

Was tun, wenn Sie eine Anzeige wegen Betrug erhalten haben?

Wer eine Vorladung zu einer polizeilichen Beschuldigtenvernehmung wegen Betrugs erhalten hat, sollte sich schnellst möglich mit einem Anwalt für Strafrecht in Verbindung setzen. Es drohen erhebliche Strafen und Auswirkungen für Ihre persönliche Zukunft! Bei einer Vorladung zur Vernehmung als Beschuldigter bei Betrug sollten Sie ohne anwaltlichen Rat gegenüber den Ermittlungsbehörden keine Angaben machen. Sie müssen der Vorladung nicht Folge leisten. Sie haben als Beschuldigter das Recht Ihre Aussage zu verweigern, um sich selbst zu schützen und müssen sich durch eine Aussage nicht selbst belasten. Ein Anwalt für Strafrecht beantragt bei einer Anzeige wegen Betrugs umgehend Akteneinsicht und kann so rechtssicher einschätzen, was Ihnen vorgeworfen wird und welche Verteidigungsstrategie zu verfolgen ist. Einen ersten Überblick, wie Sie sich als Beschuldigter eines Betrugs am besten verhalten, haben wir Ihnen in einer übersichtlichen Checkliste dargestellt.

Was ist ein strafbarer Betrug?

Der Straftatbestand Betrug ist als Vermögensdelikt in § 263 StGB geregelt. Geschützt werden soll das Vermögen. Danach macht sich derjenige eines Betrugs strafbar, der durch Täuschung bei einem anderen einen Irrtum erregt oder aufrechterhält und diesen dazu veranlasst, eine Vermögensverfügung zu treffen, wodurch beim Betrogenen ein Vermögensschaden und beim Täter ein Vermögensvorteil entsteht. Auch der Versuch eines Betrugs ist strafbar. Unter Täuschung ist das Vorspiegeln falscher Tatsachen oder das Entstellen und Unterdrücken wahrer Tatsachen zu verstehen. Dies kann durch ausdrückliche Behauptungen oder schlüssiges Verhalten geschehen. Auch das Nichtbeseitigen eines Irrtums über eine Tatsache stellt eine Täuschung dar, wenn zwischen dem Täter und dem Opfer eine Garantenstellung besteht. Als Vermögen werden alle Vermögenswerte nach Abzug der Verbindlichkeiten verstanden. Die Vermögensverfügung kann durch aktives Handeln, Dulden oder unterlassen geschehen und muss immer einen Schaden des Opfer-Vermögens zur Folge haben. Zur Verwirklichung eines strafbaren Betrugs muss der Täter eine Bereicherungsabsicht besessen haben, d.h. er wollte sich rechtswidrig einen Vermögensvorteil verschaffen.

Wann ist es ein strafbarer versuchter Betrug?

Ein versuchter Betrug ist strafbar und liegt immer dann vor, wenn der Täter alle Betrugsmerkmale erfüllt hat, es aber an den subjektiven Voraussetzungen fehlt. Das ist etwa der Fall, wenn das Opfer vor der Vermögensverfügung die Polizei anruft und der Täter gefasst wird. Bei einem versuchten Betrug kann die Strafe aber gemildert werden.

Was ist ein besonders schwerer Fall von Betrug?

Besonders schwere Fälle des Betrugs sind der Gewerbs- oder Bandenbetrug, Vermögenverlust in erheblicher Höhe oder bei mehreren Opfern, Verursachung von wirtschaftlicher Not, Missbrauch einer Amtsträgerstellung und das Vortäuschen eines Versicherungsfalls. Diese schweren Fälle des Betrugs werden mit einem erhöhten Strafrahmen geahndet. So wurde der Drahtzieher einer sog. Enkel-Trick-Betrüger-Bande wegen 40fachem banden- und gewerbsmäßigen Betrug zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt (Bundesgerichtshof (BGH); Az. 5 StR 471/18) Der Mann hatte im Internet bei Telefonauskünften nach Namen von älteren Menschen gesucht und diese dann von Polen aus angerufen. Er gab vor eine nahestehende Person des Angerufenen zu sein, der dringend und schnell Bargeld benötige. Er versuchte seine Opfer dazu zu bewegen hohe Geldsummen an von ihm beauftragte Abholer auszuhändigen. Dies gelang ihm nachweislich in 16 Fällen. Die Enkel-Trick-Betrüger ergaunerten so rund 260.000 Euro.

Welche Strafen drohen bei einem Betrug?

Ein Betrug wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe geahndet. Auch der versuchte Betrug ist strafbar. Die Strafe kann aber gemildert werden. Strafverschärfungen sind etwa bei allen Formen des schweren Betrugs vorgesehen. In diesen besonders schweren Fällen beträgt die Freiheitsstrafe sechs Monate bis zu zehn Jahren.

Kann eine Selbstanzeige bei Betrug vor Strafe schützen?

Nein, auch bei einer Selbstanzeige kann eine Bestrafung wegen Betrug erfolgen. Beim Betrug gibt es nicht, wie etwa im Steuerstrafrecht, die Möglichkeit mit einer Selbstanzeige eine Strafverfolgung zu verhindern.

Wann verjährt ein Betrug?

Ein einfacher Betrug verjährt im strafrechtlichen Sinne nach fünf Jahren. Wichtig: Die Frist beginnt erst mit der Beendigung des Betrugs, bzw. dem Eintritt des Betrugserfolgs, und kann durch viele Ereignisse, wie Beschuldigtenvernehmung oder Eröffnung des Hauptverfahrens, unterbrochen werden.

Was versteht man unter Internetbetrug?

In Zeiten von Online-Shopping, sozialen Netzwerken & Co. findet gerade auch im Internet häufig Betrug statt. Dabei nutzt der Täter in der Regel die Gutgläubigkeit oder mangelnde Information seines Opfers aus. Häufigste Betrugsmethoden sind hier Phishing, Täuschungen beim Onlineshopping oder bei Onlineauktionen, Gewinnbenachrichtigungen und Kettenbriefe, Identitätsdiebstahl und Internet-Abos. Verschleiert eine Website die Kostenpflichtigkeit ihres Angebots liegt hierin ein Internetbetrug, so der BGH (Az. 2 StR 616/12).

Was ist ein Computerbetrug?

Im Strafgesetzbuch ist neben dem allgemeinen Betrug auch der Computerbetrug geregelt. Der entscheidende Unterschied zum Betrug ist, dass beim Computerbetrug keine Irrführung durch eine andere Person erfolgt, sondern durch Computermanipulationen. Das Verwenden falscher, unvollständiger oder unbefugter Daten, eine Manipulation der Programmgestaltung oder des – ablaufs beeinflussen die Ergebnisse einer Datenverarbeitung und stellen damit eine Täuschungshandlung dar. Ein Computerbetrug liegt beispielsweise vor, wenn jemand die EC-Bankkartendaten eines anderen mit einem manipulierten Vorsatzlesegerät an Bankautomaten ausspäht und mit diesen Daten später Geld vom Konto des Ausgespähten abhebt, so das Landgericht Gera (Az. 820 Js 14093/10).' Der Computerbetrug wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe geahndet. Auch hier ist der Versuch strafbar. Die besonders schweren Fälle des Betrugs sind auch auf den Computerbetrug anwendbar.

Wann spricht man von Subventions- und Kapitalanlagebetrug?

Ein weiterer Spezialfall ist der Subventions- und Kapitalanlagebetrug, womit Täuschungen bei Subventionsvergaben und unrichtige Wertermittlungsangaben bei Kapitalanlagen unter Strafe gestellt werden. Beispiel: Ein Antragssteller eines Fördermittelantrags gibt wahrheitswidrig an über eine bestimmte Summe Eigenkapital zu verfügen.

Was ist Versicherungsmissbrauch?

Der im Strafgesetzbuch normierte Versicherungsmissbrauch stellt Handlungen unter Strafe, die noch vor einem Versicherungsbetrug geschehen. Gemeint ist damit beispielsweise das Wegschaffen von versicherten Dingen.

Wann liegt ein Sportwettenbetrug vor?

Der Sportwettenbetrug wurde als Spezialfall des Betruges erst im Jahr 2017 ins Strafgesetzbuch aufgenommen. Dieser Straftatbestand erfasst alle rechtswidrigen Beeinflussungen von Sportereignissen durch Sportler, Trainer oder Schiedsrichter sowie das Manipulieren von Sportwetten (BGH, Az. 5 StR 181/06 und 182/06).

Wie setzen Opfer eines Betrugs ihre Rechte durch?

Opfer eines Betruges können Strafanzeige erstatten und ihre Rechte im Strafverfahren im Wege eines sog. Adhäsionsverfahrens geltend machen. Zum anderen haben sie die Möglichkeit Rückzahlungsansprüche gegenüber dem Betrüger auf dem Zivilrechtsweg geltend zu machen. So etwa im Fall des Düsseldorfer Kunsthändlers Helge Achenbach. Der unter anderem die Aldi-Erben Babette und Berthold Albrecht mit Kunstwerken und Oldtimer versorgte. Im Jahr 2014 wurde er wegen verdeckter Preisaufschläge im Rahmen seines Kunsthandels wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von 6 Jahren verurteilt. Im Wege des Zivilverfahrens entschied das OLG Düsseldorf (Az. I – 5 U 92/17), dass Achenbach 16,1 Millionen Euro Schadensersatz an die Albrecht-Erben leisten muss. Es lohnt sich gegenüber einem Betrüger Schadensersatz zu fordern. Nehmen Sie Kontakt zu einem Anwalt für Strafrecht auf. Er berät Sie kompetent und erfahren, wie Sie Ihre Rechte gegenüber dem Betrüger effektiv und schnell durchsetzen können.

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Bei Betrug Anwalt konsultieren - so geht's

Anwalt bei Betrug Anwalt für Strafrecht bei Betrug Betrug - sofort Hilfe vom Anwalt Hier finden Sie schnell zu einem spezialisierten Anwalt für Strafrecht und können sich umfassend über die weiteren Schritte informieren. Falls Sie Beratung in Anspruch nehmen möchten, empfehlen wir, Ihr Anliegen im Kontaktformular bereits zu schildern und sich unverbindlich zurückrufen zu lassen. Ihr Anwalt / Ihre Anwältin kann sich dann optimal vorbereiten und Sie effektiv zu Ihrem Rechtsfall und den möglichen Kosten beraten.
+ Betrugsopfer - was tun?

Opfer eines Betrugs sollten unbedingt Anzeige erstatten, damit der Täter ermittelt wird, andere geschützt werden und der wirtschaftliche Schaden ausgeglichen wird.

+ Betrugsverdacht - was tun?

Wer den Verdacht hat Opfer eines Betrugs geworden zu sein, sollte sich an die Polizei wenden. Die kann einschätzen, ob eine Anzeige sinnvoll erscheint und wie weiter vorzugehen ist.

+ Betrugsanzeige - was passiert?

Nach einer Betrugsanzeige wird von Strafverfolgungsbehörden ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das Betrugsopfer wird als Zeuge vernommen und es werden Beweise gesichert. Am Ende der Ermittlungen wird entweder das Verfahren eingestellt oder es wird Anklage erhoben. Dann kommt es zu einer Hauptverhandlung mit Zeugenvernehmung und Beweisaufnahme. Im anschließenden Urteil erfolgt entweder ein Freispruch oder eine Strafe.

+ Betrugsanzeige - wo aufgeben?

Eine Betrugsanzeige kann persönlich oder schriftlich bei jeder Polizeidienststelle, Staatsanwaltschaft oder einem Gericht in Deutschland zur Anzeige gebracht werden.

+ Betrugsmail - was tun, wo melden?

Betrugsmails sollten Sie bei einer Verbraucherschutzorganisation und bei der Polizei melden. Die Polizei beginnt sofort nach der Anzeige den Täter zu ermitteln. Die Verbraucherschutzorganisation warnt andere Internet-User vor den Betrugsmails.

+ Wo kann man Betrugsanrufe melden?

Bei Betrugsanrufen können Betroffene sich an die Bundesnetzagentur wenden und Beschwerde im Wege eines Onlineformulars einreichen.


erstmals veröffentlicht am 24.05.2019, letzte Aktualisierung am 08.02.2023

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