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Kategorie: Anwalt Arbeitsrecht , 25.04.2024 (Lesedauer ca. 3 Minuten, 7535 mal gelesen)

Burnout Arbeitnehmer: Krankschreibung, Perspektive und Kündigung

Burnout Arbeitnehmer: Krankschreibung, Perspektive und Kündigung © freepik - mko

Jeder zweite Arbeitnehmer fühlt sich vom Job gestresst und vom Burnout bedroht. Doch was versteht man genau unter einem Burnout? Wie lange ist man arbeitsunfähig aufgrund eines Burnouts? Muss der Arbeitgeber über die Erkrankung informiert werden? Kann er einem Beschäftigten wegen Burnout kündigen? Ist Burnout als Berufskrankheit anerkannt? Und wann erhält ein Arbeitnehmer Schadensersatz vom Chef wegen Burnout?

Diagnose Burnout: Was ist das?


Von Burnout spricht man, wenn ein Mensch unter einer starken emotionalen, geistigen oder körperlichen Erschöpfung leidet. In der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10-Code) fällt Burnout in die Rubrik „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. Oft sind Stress im Beruf oder Überforderung Ursachen von einem Burnout. Anzeichen für diese Erkrankung können schlechte Konzentration, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Häufung von Fehlern oder fehlende Energie sein.

Muss ich meinen Arbeitgeber bei einem Burnout informieren?


Grundsätzlich müssen dem Arbeitgeber Diagnosen und Krankheitsbilder nicht mitgeteilt werden. Wichtig ist, dass der Arbeitnehmer nach der Diagnose Burnout seinen Chef umgehend mitteilt, dass er seiner beruflichen Tätigkeit aufgrund einer Erkrankung nicht nachgehen kann und eine entsprechende ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorlegt.

Ein Gespräch mit dem Arbeitgeber macht dann Sinn, wenn nach der Genesung von einem Burnout eine Wiedereingliederung in den Betrieb erfolgen soll. In diesem Fall muss der Arbeitgeber wissen, welche Tätigkeiten oder Umstände er vermeiden sollte, um eine Genesung nicht zu gefährden.

Wie lange bin ich bei Burnout arbeitsunfähig?


Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit bei einem Burnout hängt von der Schwere der Erkrankung ab. Oft sind längere Fehlzeiten mit diesem Krankheitsbild verbunden. Gut zu wissen: Sechs Wochen im Jahr können Arbeitnehmer arbeitsunfähig sein, ohne Angst um ihren Job haben zu müssen. In dieser Zeit zahlt der Arbeitgeber das Gehalt weiter. Dauert die Krankheit länger an, hat der erkrankte Arbeitnehmer einen Anspruch auf Krankgeld von seiner gesetzlichen Krankenkasse. Krankengeld erhalten Arbeitnehmer bis zu 78 Wochen innerhalb von drei Jahren aufgrund der gleichen Erkrankung.

Muss ich krankgeschrieben mit einem Burnout zu Hause bleiben?


Arbeitnehmer, die an einem Burnout erkrankt sind und eine entsprechende ärztliche Krankschreibung haben, müssen nicht das Haus hüten. Nach einer Entscheidung des Landesarbeitsgerichts (LAG) Düsseldorf (Az. 11 Sa 807/11) dürfen sie sogar verreisen: Eine an Burnout erkrankte und krankgeschriebene Arbeitnehmerin unternahm zu ihrer Genesung eine Segelreise – über die daraufhin erteilte Kündigung ihres Arbeitsvertrages verglichen sich die Parteien. Das Verhalten des Arbeitnehmers darf der Genesung nur nicht schaden – ansonsten ist alles was der Arzt erlaubt, gestattet!

Kann mein Chef mich wegen Burnout kündigen?



Da es sich bei einem Burnout in der Regel um eine Langzeiterkrankung handelt, ist eine Kündigung des Arbeitsvertrages nur unter strengen Voraussetzungen möglich. Erste Voraussetzung ist, dass der Arbeitnehmer über einen langen Zeitraum – in der Regel mehr als zwei Jahre – erkrankt ist. Weiterhin müssen durch sein Fehlen Störungen im Betriebsablauf durch den Arbeitgeber nachgewiesen werden. Das wird im Einzelfall schwer nachweisbar sein, da das Unternehmen sich zwischenzeitlich in seinem Betriebsablauf auf das Fehlen des Arbeitnehmers eingestellt haben wird.

Wann habe ich gegenüber meinem Arbeitgeber einen Anspruch Schadensersatz wegen Burnout?


Ein Arbeitnehmer, der von seinem Chef Schadensersatz wegen eines Burnouts beansprucht, muss dem Arbeitgeber nachweisen, dass dieser seine Fürsorgepflicht schuldhaft verletzt hat und es deshalb zu einer Gesundheitsverletzung beim Arbeitnehmer kam. Im Einzelfall dürfte es schwer nachweisbar sein, dass die Ursache für den Burnout ausschließlich im Arbeitsumfeld lag und der Chef schuldhaft für die krankmachende Arbeitssituation verantwortlich war. Wichtig ist daher für Arbeitnehmer, die sich überlastet fühlen, diesen Umstand ihrem Chef mitzuteilen und Abhilfe zu verlangen – aus Beweisgründen am besten schriftlich!

Ist ein Burnout als Berufskrankheit anerkannt?


Ein Burnout wird nicht als Berufskrankheit anerkannt. Dies stellt auch das Bayerische LSG (Az. L 3 U 233/15) in einer Entscheidung klar: Nicht jede Erkrankung, die auf die Berufstätigkeit zurück zu führen ist, ist eine Berufskrankheit. Um als Berufskrankheit anerkannt zu sein, muss die Erkrankung in der Liste der Berufskrankheiten aufgenommen sein oder zumindest kurz davor sein, darin aufgenommen zu werden. Psychische Erkrankungen durch Stress gehören nicht dazu.

Muss die Berufsunfähigkeitsversicherung bei Burnout zahlen?


Erkrankte Arbeitnehmer erhalten die gesetzliche Lohnfortzahlung für einen Zeitraum von sechs Wochen. Danach folgt eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente von 30 Prozent des Bruttoeinkommens oder Hartz IV. Um diese Situation zu vermeiden, schließen Arbeitnehmer oft eine private Berufsunfähigkeitsversicherung ab. Die tritt aber nur dann ein, wenn der Versicherer Burnout als Berufsunfähigkeitsgrund anerkennt. Hier lohnt ein Blick in den Versicherungsvertrag.


erstmals veröffentlicht am 01.03.2017, letzte Aktualisierung am 25.04.2024

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