Betrug - Welche Strafe droht mir?

Bestellen unter falschem Namen und ohne Absicht zu bezahlen, falsche Angaben bei der Steuer oder Krankenkasse oder der Verkauf von gefälschten Produkten auf Internetplattformen. Viele denken, kleinere Betrügereien seien harmlos - das ist ein Irrtum! Betrug ist eine Straftat mit ernstzunehmenden Folgen. Doch wann liegt überhaupt ein strafbarer Betrug vor? Welche drohen bei einem Betrug? Und was tun, wenn Sie eine Anzeige wegen Betrug erhalten haben?
- Wann liegt ein strafbarer Betrug vor?
- Wann handelt es sich um einen strafbaren versuchten Betrug?
- Was ist ein besonders schwerer Fall von Betrug?
- Was sind die häufigsten Fälle von Betrug?
- Welche Strafen drohen bei einem Betrug?
- Was droht Jugendlichen bei einem Betrug?
- Kann eine Selbstanzeige bei Betrug vor Strafe schützen?
- Wann ist eine Strafmilderung oder Einstellung des Verfahrens bei Betrug möglich?
- Wann verjährt ein Betrug?
- Was tun, wenn Sie eine Anzeige wegen Betrug erhalten haben?
- Und wie setzen Opfer eines Betrugs ihre Rechte durch?
- Weitere Artikel zum Thema Betrug
- Bei Betrug Anwalt konsultieren - so geht's
Wann liegt ein strafbarer Betrug vor?
Ein strafbarer Betrug liegt vor, wenn jemand einen anderen täuscht, dadurch einen Irrtum beim Gegenüber hervorruft, dieser Irrtum zu einer Vermögensverfügung führt und dem Betroffenen dadurch ein Vermögensschaden entsteht. Wichtig: Es muss ein Vorsatz vorliegen. Fahrlässigkeit reicht für die Strafbarkeit nicht aus. Unter Täuschung ist das Vorspiegeln falscher Tatsachen oder das Entstellen und Unterdrücken wahrer Tatsachen zu verstehen. Dies kann durch ausdrückliche Behauptungen oder schlüssiges Verhalten geschehen. Auch das Nichtbeseitigen eines Irrtums über eine Tatsache stellt eine Täuschung dar, wenn zwischen dem Täter und dem Opfer eine Garantenstellung besteht. Als Vermögen werden alle Vermögenswerte nach Abzug der Verbindlichkeiten verstanden. Die Vermögensverfügung kann durch aktives Handeln, Dulden oder unterlassen geschehen und muss immer einen Schaden des Opfer-Vermögens zur Folge haben.Wann handelt es sich um einen strafbaren versuchten Betrug?
Ein versuchter Betrug ist ebenfalls strafbar und liegt immer dann vor, wenn der Täter alle Betrugsmerkmale erfüllt hat, es aber an den subjektiven Voraussetzungen fehlt. Das ist etwa der Fall, wenn das Opfer vor der Vermögensverfügung die Polizei anruft und der Täter gefasst wird. Bei einem versuchten Betrug kann die Strafe aber gemildert werden.Was ist ein besonders schwerer Fall von Betrug?
Besonders schwere Fälle des Betrugs sind der Gewerbs- oder Bandenbetrug, Vermögenverlust in erheblicher Höhe oder bei mehreren Opfern, Verursachung von wirtschaftlicher Not, Missbrauch einer Amtsträgerstellung und das Vortäuschen eines Versicherungsfalls. Diese schweren Fälle des Betrugs werden mit einem erhöhten Strafrahmen geahndet. So wurde der Drahtzieher einer sog. Enkel-Trick-Betrüger-Bande wegen 40fachem banden- und gewerbsmäßigen Betrug zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt (Bundesgerichtshof (BGH); Az. 5 StR 471/18) Der Mann hatte im Internet bei Telefonauskünften nach Namen von älteren Menschen gesucht und diese dann von Polen aus angerufen. Er gab vor eine nahestehende Person des Angerufenen zu sein, der dringend und schnell Bargeld benötige. Er versuchte seine Opfer dazu zu bewegen hohe Geldsummen an von ihm beauftragte Abholer auszuhändigen. Dies gelang ihm nachweislich in 16 Fällen. Die Enkel-Trick-Betrüger ergaunerten so rund 260.000 Euro.Was sind die häufigsten Fälle von Betrug?
Betrug kann in ganz unterschiedlichen Lebenssachverhalten vorkommen.Internetbetrug
In Zeiten von Online-Shopping, sozialen Netzwerken & Co. findet gerade auch im Internet häufig Betrug statt. Dabei nutzt der Täter in der Regel die Gutgläubigkeit oder mangelnde Information seines Opfers aus. Häufigste Betrugsmethoden sind hier Phishing, Täuschungen beim Onlineshopping oder bei Onlineauktionen, Gewinnbenachrichtigungen und Kettenbriefe, Identitätsdiebstahl und Internet-Abos. Verschleiert eine Website die Kostenpflichtigkeit ihres Angebots liegt hierin ein Internetbetrug, so der BGH (Az. 2 StR 616/12).Computerbetrug
Im Strafgesetzbuch ist neben dem allgemeinen Betrug auch der Computerbetrug geregelt. Der entscheidende Unterschied zum Betrug ist, dass beim Computerbetrug keine Irrführung durch eine andere Person erfolgt, sondern durch Computermanipulationen. Das Verwenden falscher, unvollständiger oder unbefugter Daten, eine Manipulation der Programmgestaltung oder des - ablaufs beeinflussen die Ergebnisse einer Datenverarbeitung und stellen damit eine Täuschungshandlung dar. Ein Computerbetrug liegt beispielsweise vor, wenn jemand die EC-Bankkartendaten eines anderen mit einem manipulierten Vorsatzlesegerät an Bankautomaten ausspäht und mit diesen Daten später Geld vom Konto des Ausgespähten abhebt, so das Landgericht Gera (Az. 820 Js 14093/10). Der Computerbetrug wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe geahndet. Auch hier ist der Versuch strafbar. Die besonders schweren Fälle des Betrugs sind auch auf den Computerbetrug anwendbar.Subventions- und Kapitalanlagebetrug
Ein weiterer Spezialfall ist der Subventions- und Kapitalanlagebetrug, womit Täuschungen bei Subventionsvergaben und unrichtige Wertermittlungsangaben bei Kapitalanlagen unter Strafe gestellt werden. Beispiel: Ein Antragssteller eines Fördermittelantrags gibt wahrheitswidrig an über eine bestimmte Summe Eigenkapital zu verfügen.Versicherungsmissbrauch
Der im Strafgesetzbuch normierte Versicherungsmissbrauch stellt Handlungen unter Strafe, die noch vor einem Versicherungsbetrug geschehen. Gemeint ist damit beispielsweise das Wegschaffen von versicherten Dingen.Sportwettenbetrug
Der Sportwettenbetrug wurde als Spezialfall des Betruges erst im Jahr 2017 ins Strafgesetzbuch aufgenommen. Dieser Straftatbestand erfasst alle rechtswidrigen Beeinflussungen von Sportereignissen durch Sportler, Trainer oder Schiedsrichter sowie das Manipulieren von Sportwetten (BGH, Az. 5 StR 181/06 und 182/06).Welche Strafen drohen bei einem Betrug?
Ein Betrug wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe geahndet. Auch der versuchte Betrug ist strafbar. Die Strafe kann aber gemildert werden. Strafverschärfungen sind etwa bei allen Formen des schweren Betrugs vorgesehen. In diesen besonders schweren Fällen beträgt die Freiheitsstrafe sechs Monate bis zu zehn Jahren.Was droht Jugendlichen bei einem Betrug?
Fake-Tickets für Konzerte oder Events verkaufen, Bestellen auf fremden Namen oder mit geklauten Daten oder Lügen bei Online-Games, um Vorteile oder Geld zu bekommen, sind Betrügereien, die häufig von Jugendlichen begangen werden. Wer unter 14 Jahre alt ist und bei einem Betrug erwischt wird, ist nicht strafmündig. Das bedeutet der Jugendliche wird nicht bestraft. Wer 14 Jahre oder älter ist, für den gilt das Jugendstrafrecht. Das heißt, es drohen Erziehungsmaßregeln, wie Sozialstunden, eine Verwarnung durch das Gericht, Auflagen, wie etwa Geld an das Opfer zahlen oder an einem Anti-Gewalt-Training teilzunehmen. In schweren Betrugsfällen droht Jugendarrest oder sogar eine Jugendstrafe. Wichtig: Auch mit 14 plus kann ein Eintrag ins Führungszeugnis entstehen, was später bei Jobs, Ausbildung oder im Ausland Probleme machen kann.Kann eine Selbstanzeige bei Betrug vor Strafe schützen?
Nein, auch bei einer Selbstanzeige kann eine Bestrafung wegen Betrug erfolgen. Beim Betrug gibt es nicht, wie etwa im Steuerstrafrecht, die Möglichkeit mit einer Selbstanzeige eine Strafverfolgung zu verhindern.Wann ist eine Strafmilderung oder Einstellung des Verfahrens bei Betrug möglich?
Bei geringfügigen Beträgen, einem Geständnis, einer Wiedergutmachung oder wenn man nicht vorbestraft ist, kann das Gericht die Strafe mildern oder das Verfahren ggf. gegen Auflagen einstellen. Allerdings hängt das stark vom Einzelfall abWann verjährt ein Betrug?
Ein einfacher Betrug verjährt im strafrechtlichen Sinne nach fünf Jahren. Wichtig: Die Frist beginnt erst mit der Beendigung des Betrugs, bzw. dem Eintritt des Betrugserfolgs, und kann durch viele Ereignisse, wie Beschuldigtenvernehmung oder Eröffnung des Hauptverfahrens, unterbrochen werden.Was tun, wenn Sie eine Anzeige wegen Betrug erhalten haben?
Eine Anzeige wegen Betrugs zu erhalten, ist für viele ein Schock. Plötzlich steht der Vorwurf im Raum, jemand getäuscht und geschädigt zu haben - mit möglicherweise gravierenden rechtlichen Folgen. Doch keine Panik: Jetzt ist es wichtig, besonnen zu handeln und keine Fehler zu machen, die später schwer zu korrigieren sind.Ruhe bewahren – nicht voreilig reagieren
Auch wenn die Situation belastend ist: Vermeiden Sie spontane Aussagen – weder gegenüber der Polizei noch gegenüber dem Anzeigeerstatter. Schon ein unüberlegter Satz kann später gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht zu schweigen und das sollten Sie zunächst auch tun.Anhörung oder Vorladung erhalten? Nicht unüberlegt antworten!
Wenn Sie Post von der Polizei oder Staatsanwaltschaft bekommen, heißt das nur, dass ein Ermittlungsverfahren gegen Sie begonnen hat. Reagieren Sie nicht schriftlich oder telefonisch zu einer Anhörung oder Vorladung, ohne sich zuvor anwaltlich beraten zu lassen. Bei einer Vorladung zur Vernehmung als Beschuldigter bei Betrug sollten Sie ohne anwaltlichen Rat gegenüber den Ermittlungsbehörden keine Angaben machen. Sie müssen der Vorladung nicht Folge leisten. Sie haben als Beschuldigter das Recht Ihre Aussage zu verweigern, um sich selbst zu schützen und müssen sich durch eine Aussage nicht selbst belasten. Oft machen Beschuldigte genau hier entscheidende Fehler, die später ein mildes Urteil oder eine Einstellung verhindern.Unbedingt einen Strafverteidiger einschalten
Wer eine Vorladung zu einer polizeilichen Beschuldigtenvernehmung wegen Betrugs erhalten hat, sollte sich schnellst möglich mit einem Anwalt für Strafrecht in Verbindung setzen. Es drohen erhebliche Strafen und Auswirkungen für Ihre persönliche Zukunft! Ein Anwalt für Strafrecht beantragt bei einer Anzeige wegen Betrugs umgehend Akteneinsicht und kann so rechtssicher einschätzen, was Ihnen vorgeworfen wird und welche Verteidigungsstrategie zu verfolgen ist. Einen ersten Überblick, wie Sie sich als Beschuldigter eines Betrugs am besten verhalten, haben wir Ihnen in einer übersichtlichen Checkliste dargestellt.Und wie setzen Opfer eines Betrugs ihre Rechte durch?
Opfer eines Betruges können Strafanzeige erstatten und ihre Rechte im Strafverfahren im Wege eines sog. Adhäsionsverfahrens geltend machen. Zum anderen haben sie die Möglichkeit Rückzahlungsansprüche gegenüber dem Betrüger auf dem Zivilrechtsweg geltend zu machen. So etwa im Fall des Düsseldorfer Kunsthändlers Helge Achenbach. Der unter anderem die Aldi-Erben Babette und Berthold Albrecht mit Kunstwerken und Oldtimer versorgte. Im Jahr 2014 wurde er wegen verdeckter Preisaufschläge im Rahmen seines Kunsthandels wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von 6 Jahren verurteilt. Im Wege des Zivilverfahrens entschied das OLG Düsseldorf (Az. I – 5 U 92/17), dass Achenbach 16,1 Millionen Euro Schadensersatz an die Albrecht-Erben leisten muss. Es lohnt sich gegenüber einem Betrüger Schadensersatz zu fordern. Nehmen Sie Kontakt zu einem Anwalt für Strafrecht auf. Er berät Sie kompetent und erfahren, wie Sie Ihre Rechte gegenüber dem Betrüger effektiv und schnell durchsetzen können.Weitere Artikel zum Thema Betrug
Bei Betrug Anwalt konsultieren - so geht's

Opfer eines Betrugs sollten unbedingt Anzeige erstatten, damit der Täter ermittelt wird, andere geschützt werden und der wirtschaftliche Schaden ausgeglichen wird.
+ Betrugsverdacht - was tun?Wer den Verdacht hat Opfer eines Betrugs geworden zu sein, sollte sich an die Polizei wenden. Die kann einschätzen, ob eine Anzeige sinnvoll erscheint und wie weiter vorzugehen ist.
+ Betrugsanzeige - was passiert?Nach einer Betrugsanzeige wird von Strafverfolgungsbehörden ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das Betrugsopfer wird als Zeuge vernommen und es werden Beweise gesichert. Am Ende der Ermittlungen wird entweder das Verfahren eingestellt oder es wird Anklage erhoben. Dann kommt es zu einer Hauptverhandlung mit Zeugenvernehmung und Beweisaufnahme. Im anschließenden Urteil erfolgt entweder ein Freispruch oder eine Strafe.
+ Betrugsanzeige - wo aufgeben?Eine Betrugsanzeige kann persönlich oder schriftlich bei jeder Polizeidienststelle, Staatsanwaltschaft oder einem Gericht in Deutschland zur Anzeige gebracht werden.
+ Betrugsmail - was tun, wo melden?Betrugsmails sollten Sie bei einer Verbraucherschutzorganisation und bei der Polizei melden. Die Polizei beginnt sofort nach der Anzeige den Täter zu ermitteln. Die Verbraucherschutzorganisation warnt andere Internet-User vor den Betrugsmails.
+ Wo kann man Betrugsanrufe melden?Bei Betrugsanrufen können Betroffene sich an die Bundesnetzagentur wenden und Beschwerde im Wege eines Onlineformulars einreichen.
erstmals veröffentlicht am 24.05.2019, letzte Aktualisierung am 09.07.2025
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